5. Mehr als Geld

weniger ist mehr 

Wie Stiftungen mit mehr als Geld fördern können

Geld allein macht nicht glücklich. Diese Binsenweisheit gilt im echten Leben genauso wie in Förderbeziehungen. Doch allzu oft konzentrieren sich Stiftungen und Förderpartner auf den offensichtlichsten Weg der Förderung. Obwohl finanzielle Unterstützung zweifellos einen essenziellen Beitrag leisten kann, sind auch monetäre Mittel in ihrer Wirkung begrenzt.


Um effiziente, unabhängige und wirklich nachhaltige Strukturen zu schaffen, sollten Stiftungen daher verstärkt prüfen, ob sie ergänzende Formen der Unterstützung bereitstellen können – sofern die Förderpartner sich für diese Angebote öffnen. Das Unterstützungs-Spektrum kennt keine Grenzen. Es reicht vom Zugang zu Netzwerken über die Vermittlung von Trainings- und Beratungsangeboten bis hin zu Advocacy für die gemeinsame Sache. Wichtig ist, dass nicht-monetäre Bedürfnisse im Dialog mit den Förderpartnern eruiert werden. So lässt sich dem Spannungsverhältnis begegnen, das zwischen gut gemeinten Ratschlägen und übergriffigen Einflussnahmen besteht.


Stiftungen profitieren auch selbst, wenn sie ihren Förderhorizont erweitern. Einerseits bieten sich ihnen andere Wege des Engagements dort, wo ihre finanziellen Ressourcen begrenzt sind. Zum anderen leisten sie durch Angebote des Wissens- und Kompetenzausbaus einen wichtigen Beitrag zur Professionalisierung ihrer Förderpartner und damit auf längere Sicht des gesamten zivilgesellschaftlichen Sektors. Zudem können sie durch die größere Nähe zu ihren Förderpartnern und damit einer besseren Kenntnis ihrer realen Bedürfnisse zielgerichteter agieren.

Dieses Kapitel skizziert, worauf es bei dieser Art der Unterstützung ankommt, und zeigt anhand von Praxisbeispielen, welche Angebote Stiftungen ihren Förderpartnern machen können.


  • Was sollten Stiftungen beachten, wenn sie mit mehr als Geld fördern wollen?

    Eignung prüfen

    • Falls Stiftungen mit mehr als Geld fördern, gilt es, dies reflektiert zu tun. Entscheidet sich eine Stiftung beispielsweise für ein Angebot im Bereich des Capacity Buildings oder Fundraisings, so ist es notwendig, sich vorab einer kritischen Selbstanalyse zu unterziehen: Wo liegen die Stärken der eigenen Stiftung? Wie kann sie sich klug einbringen? Auch das Umfeld sollte genauer betrachtet werden: Welche Angebote gibt der Markt noch nicht her und was erwarten die Förderpartner von der Stiftung? Nur wenn die Angebote fundiert und zielgruppenspezifisch ausgerichtet sind, versprechen sie Erfolg.
    • Wichtig ist, die Förderpartner mit den Angeboten nicht zu überlasten, sondern gemeinsam herauszufinden, was einen echten Mehrwert liefert und die Förderpartner weiterbringt. Stiftungen sollten bedenken, dass nicht-monetäre oder indirekte Leistungen aufwendig sein können und häufig auf beiden Seiten erhebliche personelle Ressourcen binden.

    make or buy

    • „Mehr als Geld“ zu geben, bedeutet für die geförderte Organisation, dass sie diese Leistung nicht woanders einkaufen kann. Der Partner ist also auf die Expertise der Stiftung angewiesen. Gäbe die Stiftung stattdessen Geld, so könnte der Partner selbst eine Agentur suchen, die zu seinem Anliegen passt. Daher ist es notwendig, dass die Stiftung sehr genau in sich hineinhorcht und guckt, ob sie die Leistung in guter Qualität anbieten kann oder ob nicht eine zusätzliche Förderung mit Geld für alle Beteiligten zielführender wäre. 
    • Letztlich sollte mit jedem Angebot einer Leistung, die nicht aus Geld besteht, das Recht verbunden sein, diese Leistung auch abzulehnen. Idealerweise erhält der Partner dann die finanziellen Mittel, um die gleiche Leistung extern einzukaufen. 

    Rollen klären 

    • Stiftungen haben oft Erfahrungen mit unterschiedlichen Projekten und können einen neutralen Blick von außen bieten. Als „Critical Friends“ können sie Herausforderungen ansprechen und Unterstützung anbieten, müssen dabei jedoch die Balance zwischen nützlicher Intervention und übergriffiger Einmischung halten.
    • Je mehr sich eine Stiftung mit ihrem Know-how und Netzwerk bei Förderpartnern engagiert und beispielsweise Strategieprozesse mitgestaltet, umso näher rückt sie an Förderpartner heran und umso geringer wird ihre kritisch-konstruktive Distanz. Dieses Dilemma von Nähe und Distanz muss thematisiert werden, um zu vermeiden, dass zwischen Stiftung und Förderpartnern eine Abhängigkeit entsteht, die beide Seiten in der Regel nicht wünschen.

    Vertrauen bilden 

    • Last, but not least ist es wichtig, dass sich Stiftungen und Förderpartner fair und konstruktiv begegnen – hierzu braucht es Offenheit und Vertrauen. Nur so kann eine Förderung mit mehr als Geld erfolgreich sein und nur so können Stiftungen auch von ihren Förderpartnern lernen.

  • Beispiele aus der Stiftungspraxis

    Sie kennen noch weitere Beispiele dafür, wie Stiftungen ihre Partner mit mehr als Geld unterstützen? Dann lassen Sie es uns gerne wissen, damit wir die Sammlung ergänzen können: hallo@weniger-ist-mehr.org.


    Netzwerk

    Stiftungen sind oft Netzwerkknoten und haben in ihren Tätigkeitsbereichen Kontakte zu ganz unterschiedlichen Akteur*innen, etwa zu Projektträgern, zu anderen Stiftungen, zu Unternehmen, zu Forschenden und zu Vertreter*innen von Verwaltung und Politik. Für die Förderpartner ist dieses Netzwerk eine wertvolle Ressource, die Stiftungen ohne viel Aufwand zur Verfügung stellen können, entweder indem sie Förderpartner miteinander vernetzen oder gezielt Kontakte herstellen.  

    • Die Sophie und Karl Binding Stiftung stellt einem ihrer wichtigsten Förderpartner, dem Jugendprojekt LIFT, seit mehreren Jahren einen Mitarbeiter als Vorstandsmitglied zur Verfügung. Dieser kann so Erfahrungen aus anderen Förderprojekten und seine Kontakte direkt in die Organisation einbringen. Eine Vereinbarung regelt, dass der Mitarbeiter bei Rollenkonflikten die Interessen der Stiftung wahrnimmt. 
    • Die Christoph Merian Stiftung stellt ihren Förderpartnern ihr Netzwerk zur Verfügung. Sie betreibt Lobbyarbeit für verschiedene Projekte und Institutionen bei Regierung und Parlament, fungiert als Türöffnerin bei anderen Geldgebenden, stellt Mitarbeitende für Vorstandsarbeiten zur Verfügung und vermittelt Kooperationspartner*innen.  
    • Die Stiftung Mercator Schweiz versteht ihr Netzwerk als Ressource für ihre Förderpartner. Regelmäßig stellt sie Verbindungen zwischen Partnern, anderen Stiftungen, wissenschaftlichen Akteur*innen und anderen her.
    • Die Stiftung Mensch und Tier förderte mehrere Partner, die in Kenia Projekte gegen Genitalverstümmelung durchführen. Nicht alle von diesen Organisationen kannten sich. Schon beim ersten Netzwerktreffen verfestigte sich die gemeinsame Projektidee so sehr, dass sie nun von allen Organisationen zusammen ausgearbeitet wird: eine Kampagne gegen Beschneidung mithilfe von Filmdokumentationen über das Thema, die mit einem mobilen Kino in den am stärksten betroffenen Regionen gezeigt werden.

    Critical Friend 

    Stiftungen können ihren Förderpartnern ein „kritischer Freund“ sein und sie mit Ratschlägen, externem Input und konstruktiver Kritik voranbringen, zum Beispiel zu Projektideen, Fundraisingkonzepten oder Strategieentscheidungen. 

    Besonders herausfordernd ist es, wenn die Stiftung bei ihrem Förderpartner Themen wahrnimmt, vor denen die Leitung oder das Team die Augen verschließt – etwa die Fehlbesetzung einer Stelle, unausgesprochene Meinungsverschiedenheiten im Team, das Sich-schön-Reden eines Programms oder Projekts, das seine Ziele wiederholt nicht erreicht hat, oder sich abzeichnende finanzielle Schwierigkeiten. Ist das Vertrauen auf beiden Seiten groß genug, diese Themen diplomatisch anzusprechen? Gleichzeitig kann es sein, dass die Verantwortlichen auf der Stiftungsseite nicht das ganze Bild kennen oder etwas übersehen. In diesen Situationen gilt es, mit Fingerspitzengefühl, aber auch mit einer gewissen Hartnäckigkeit an den Themen dranzubleiben. Dabei sollte man weder das eigene Bauchgefühl ignorieren noch die eigene Kompetenz überschätzen. Als Geldgeberin ist eine Stiftung eben keine Freundin wie jede andere und die Grenze zwischen hilfreichem Input und unbotmäßiger Anmaẞung ist oft schwimmend.  

    • Die Stiftung Mensch und Tier hilft ihren Förderpartnern zu wachsen, sowohl in Bezug auf ihre Projektarbeit als auch auf ihre Fähigkeit, Mittel Dritter einzuwerben, um langfristig unabhängiger zu werden. Ein gelungenes Beispiel war die Einbindung des Geschäftsführers der Stiftung Mensch und Tier in den Strategieprozess des Förderpartners Aktion Regen aus Wien – in der Rolle des „Critical Friend“. Auf diese Weise wuchs das Vertrauen untereinander. Gleichzeitig versetzte es den Förderpartner in die Lage, abzuschätzen, welche Entwicklung in den kommenden fünf Jahren zu erwarten ist.
    • Die Stiftung Mercator Schweiz ist regelmässig mit länger vertrauten Förderpartnern im Austausch – auch zu schwierigen Themen.

    Fundraising

    Die Investition in Fundraising ist besonders wertvoll, weil es dazu beiträgt, den Partnerorganisationen eine nachhaltige Finanzierung zu verschaffen. Der Aufbau von Fundraisingkompetenz, Personal und Datenbanksystemen erfordert Zeit und Geld. Stiftungen können hier auf unterschiedliche Weise unterstützen. Sie können diese Investitionen mittragen, Kontakte zu anderen Stiftungen herstellen oder Empfehlungen aussprechen, um Partnern den Zugang zu weiteren Mitteln zu ermöglichen. Sehr wertvoll sind auch Rückmeldungen zu Förderanträgen, die man aus Sicht einer Förderstiftung kommentiert, um so die Chancen bei der nächsten Antragstellung an eine Stiftung zu verbessern. 

    • Viele Stiftungen, z. B. die Sophie und Karl Binding Stiftung, geben ihren Förderpartnern pragmatische Tipps, wie sie weitere Förder*innen finden können. 
    • Die Stiftung Lebenswertes Liechtenstein stellt ihren Förderpartnern ihr Netzwerk zur Verfügung und fungiert als Türöffnerin bei anderen Geldgebern. Sie beflügelt die engagierten Menschen dazu, eigene Ideen und Fähigkeiten nachhaltig weiterzuentwickeln und arbeitet dabei transparent, dialogbereit und auf Augenhöhe mit den Partnern zusammen.
    • Auch die Hans Weisser Stiftung versteht sich ihren Förderpartnern gegenüber als Türöffnerin zu ihrem Netzwerk, zum Beispiel durch die konkrete Ansprache anderer Geldgeber*innen oder durch die Bildung von Stiftungs-Konsortien.
    • Die Arcanum Stiftung verfolgt das Ziel, an ihrem Sitz in Freiburg/Schweiz ein stabiles Netzwerk von Angeboten für armutsbetroffene Menschen aufzubauen. Um die lokalen Organisationen nachhaltig zu stärken, hat die Stiftung mit „Soutien PLUS“ ein eigenes Programm aufgelegt, das Partnern Mittel für Fundraising, Organisationsentwicklung, Software, Beratung und mehr zur Verfügung stellt. 
    • Ausserdem stellt die Arcanum Stiftung ihren Partnern auf Wunsch Empfehlungsschreiben aus, die sie Gesuchen an andere Stiftungen beilegen können. Diese Schreiben haben sich als unaufwendige, aber sehr effiziente Hilfe erwiesen. 
    • Andere Stiftungen haben einzelnen Förderpartner-Organisationen direkt Fundraising-Beratungen ermöglicht. 

    Preisvergaben

    Durch die Vergabe von Preisen erhalten Preisträger*innen eine mediale und gesellschaftliche Anerkennung. 

    Vor der Entscheidung für einen neuen Preis sollte abgewogen werden: Auf der einen Seite steht die mögliche Sichtbarkeit von Stiftung und Preisträger*in. Auf der anderen Seite steht der damit verbundene Aufwand: Sollen sich potenzielle Preisträger*innen selbst bewerben oder werden sie von jemandem recherchiert? Wer entscheidet über die Vergabe – eine Jury, ein Team oder Organ der Stiftung? Wie aufwendig wird die Vergabezeremonie? Und: Wie viele Preise zu diesem Thema gibt es schon? Sonst kann es passieren, dass der gewünschte Öffentlichkeitseffekt weniger stark ausfällt, als von der Stiftung erhofft. 

    • Ein Beispiel hierfür ist das Projekt „Natur findet Stadt“ des Museums Naturama Aargau, das den Binding Preis für Biodiversität der Sophie und Karl Binding Stiftung erhielt und dadurch eine größere mediale Aufmerksamkeit in führenden Tages- sowie Fachmedien beispielsweise aus den Bereichen „Gartenbau“ und „Architektur“ erfuhr. Eine Preisverleihung stärkt auch das Selbstwertgefühl der Preisempfänger*innen. 

    Literaturtipp Preise 

    Viele nützliche Tipps zur Planung und Durchführung von Stiftungspreisen bietet die Publikation des Centre for Philanthropy Studies: „Ausgezeichnet! Preise, Awards und Auszeichnungen von Schweizer Stiftungen“.



    Weiterbildungen

    Die Finanzierung des Overheads ist für viele gemeinnützige Organisationen ein großes und konstantes Problem. Mittel für Beratungsleistungen oder Weiterbildungen sind typischerweise extrem knapp, gerade wenn es um Managementthemen geht – um Fundraising, Wirkungsorientierung, Organisationsentwicklung, Führung, Generationenwechsel oder Wissensmanagement. Für eine krisenfeste und nachhaltige Arbeit sind aber gerade diese Themen extrem wichtig. Stiftungen können hier äußerst hilfreich sein, wenn sie Weiterbildungen anbieten – entweder mit eigenen oder externen Ressourcen. 

    • Bei der Stiftung Mercator Schweiz können sich Förderpartner um finanzielle Mittel für persönliche Weiterbildungen bewerben. Das Verfahren ist maximal unbürokratisch und macht keine inhaltlichen Vorgaben zu den geförderten Weiterbildungen. Die größte Herausforderung dabei ist es, Förderpartnern das Angebot immer wieder zu kommunizieren, damit es auch im richtigen Moment von ihnen genutzt werden kann.
    • Die Gebert Rüf Stiftung unterstützt wissenschaftliche Forschungsprojekte und bietet beteiligten Forscher*innen Fortbildungen zum Thema „Wissenschaftskommunikation“ an, um ihre Kompetenzen in der Vermittlung der Inhalte zu stärken. Ausserdem bietet die Stiftung den Projektleitenden persönliche Beratung und fördert aktiv die Vernetzung der Geförderten.
    • Die Arcanum Stiftung bietet ihren Förderpartnern in Freiburg/Schweiz jährlich Fortbildungen zu konkreten Managementthemen an, die von einer externen Beraterin durchgeführt werden. Die Veranstaltungen dienen sowohl der Weiterbildung als auch dem Austausch untereinander. Da es bis anhin keinen französischsprachigen Leitfaden zum Vereinsmanagement gab, hat die Stiftung zudem einen „guide de management pour organisations à but non lucratif“ erstellt, der seit 2015 über 90.000 Mal von der Website der Stiftung heruntergeladen wurde. 

    Organisationsentwicklung / Coachings / Capacity Building

    Geförderte Projekte und Institutionen haben oft eine gewachsene Struktur, arbeiten vielleicht mit Menschen im Ehrenamt zusammen, sind schnell gewachsen oder mit anderen strukturellen Herausforderungen konfrontiert. Coachings oder das Angebot einer Organisationsentwicklung können Förderpartnern helfen, sich zukunftsfähig aufzustellen.

    • Die Christoph Merian Stiftung hat zum Beispiel vor sieben Jahren die Entwicklungsförderung eingeführt. Damit unterstützt sie Förderpartner bei Prozessen und Entwicklungen inhaltlicher wie organisatorischer Natur – und zwar finanziell wie personell. Beratungen werden extern vergeben oder je nach Kapazität selbst durchgeführt. Ziel ist, die nachhaltige Entwicklung der Geförderten durch externes Know-how zu unterstützen und Raum wie Zeit für Prozesse zu ermöglichen. 
    • Im Rahmen ihrer Initiative „Strich durch Vorurteile“ unterstützte die DFL Stiftung ein Jahr lang 36 Projekte aus dem Umfeld der Fußball-Clubs der 1. und 2. Bundesliga, die sich für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einsetzen. Die teilweise mehr, teilweise weniger bekannten Projekte wurden auf einer digitalen Plattform öffentlich vorgestellt. Sie erhielten bedarfsorientierte Förder- und Qualifizierungsangebote zur Entwicklung des eigenen Engagements. Dazu zählten unter anderem Workshops zu Design Thinking, Kommunikation, Wirkungsorientierung und Online-Fundraising sowie Pitchtrainings zur besseren Präsentation des eigenen Projekts.
    • Die Hans Weisser Stiftung finanziert für ihre Partner Coachings und Beratungen, um die Organisationsentwicklung zu unterstützen. Sie hat außerdem mit der sogenannten HaWei-Gruppe ein Vernetzungsformat für ihre sozialunternehmerisch ausgerichteten Förderpartner geschaffen. 
    • Die Stiftung Mercator Schweiz hat zu Themen der Wirkungsorientierung einen Coaching-Pool aufgebaut. Hieraus können Partner und Antragstellende kostenfreie Coaching-Leistungen beziehen. Aktuell wird dieser Pool auf weitere Themen ausgeweitet, in einem ersten Schritt auf die Kommunikation.  

    Evaluationen / Wirkung

    Laut einer Befragung des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen aus dem Jahr 2020 messen nur 53 Prozent der befragten Stiftungen regelmäßig die Wirkung ihrer Projekte (Stiftungspanel 2020: „Handeln. Wirken. Messen?“). Vielen fehlt das Know-how oder schlicht die Zeit. Dabei können Evaluationen sehr wichtig sein, um Projekte weiter zu verbessern. Außerdem sind sie eine große Hilfe, um weitere Geldgeber*innen anzusprechen und zu überzeugen. 

    • Generell sollten Stiftungen das Thema „Evaluation“ im Dialog mit den Förderpartnern ansprechen – nicht als Kontrollinstrument, sondern als Angebot. Falls eine Stiftung eine Evaluation zur Auflage einer Förderung macht, versteht es sich von selbst, dass sie diese auch (mit-)finanziert. 
    • Mit dem „Wirkometer“ können Engagierte und Organisationen selbstständig eine Standortbestimmung vornehmen und testen, wie wirkungsorientiert sie arbeiten. Das kostenlose Selbstevaluationstool von PHINEO und der DFL Stiftung ist unter www.wirkometer.de abrufbar und zeigt Stärken und Entwicklungspotenziale von Projekten auf. Im Mittelpunkt des wissenschaftlich fundierten Verfahrens stehen Zielgruppenbestimmung, Zielsetzung und Wirkungsanalyse.
    • Die Stiftung Mercator Schweiz bietet Weiterbildungen zur wirkungsorientierten Projektarbeit mit Grundlagenworkshops, einem Online-Leitfaden (www.projekte-mit-wirkung.ch) und einem Coaching-Pool an. Das Angebot richtet sich vor allem an kleine und mittelgroße NPOs. Vielen von ihnen fehlte zuvor ein niedrigschwelliger Einstieg in die Wirkungsorientierung. Diese Lücke wurde durch das Angebot, an dem sich zunehmend auch andere Förderstiftungen beteiligen, geschlossen.
    • Um den Exit frühzeitig im Blick zu haben, beinhaltet die Förderung der The Light Foundation immer auch Investitionen für Monitoring, Evaluation und was immer die NGO für relevant erachtet, um weitere Förderinstitutionen ins Boot zu holen oder andere Akteur*innen von der eigenen Methode zu überzeugen. 

    Projektbegleitung 

    • Die Heinrich-Dammann-Stiftung unterstützt mit dem Programm FREIRÄUME NEU Jugendeinrichtungen in Niedersachen und stellt Mittel zur Verfügung, um Räume um- oder neuzugestalten. Das Besondere: Die Förderung beinhaltet nicht nur ein Budget, sondern auch ein Gestaltungsteam, das die Einrichtungen bei der Umsetzung unterstützt. 

  • Rechtliche Mindestanforderungen

    Rechtliche Mindestanforderungen / Deutschland 

    Gemeinnütigkeitsrechtlich dürfen Stiftungen andere gemeinnützige Organisationen durch direkte finanzielle Förderungen, aber auch durch Beratung, Kontakte oder die Überlassung anderer Mittel unterstützen – zum Beispiel mit zinslosen, vergünstigten und/oder unbesicherten Darlehen. 


    Zivilrechtlich sind die Organe rechtsfähiger Stiftungen an ihre Satzung gebunden. Sofern diese keine verbindlichen Regelungen zur Art der Zweckerfüllung enthält, liegt es im Ermessen des Vorstandes, die passende Form der Förderung zu wählen.


    Rechtliche Mindestanforderungen / Schweiz

    Ist der Stiftungszweck nur in sachlicher Hinsicht umschrieben und macht die Stiftungsurkunde keine Vorgaben, auf welche Weise der Zweck umgesetzt werden muss, steht es (unter Berücksichtigung der im Einzelfall anwendbaren Bestimmungen inkl. Rechtsprechung) im Ermessen der Stiftungsrät*innen, zu entscheiden, wie die Zwecke erreicht werden sollen – zum Beispiel durch direkte Vergabungen oder durch andere, nicht-monetäre Formen der Förderung.

    Zur Wahl der passenden Förderform heisst es im Swiss Foundation Code (SFC) ausdrücklich:

    • „Der Stiftungsrat prüft, welche Förderinstrumente zur Strategieumsetzung zweckdienlich sind. Neben dem Einsatz von Förderbeiträgen stehen ihm auch Instrumente wie Netzwerkbildung, Kompetenzentwicklung, Gemeinschaftsförderung (Community Building) oder Mobilisierung (Advocacy) zur Verfügung.“ (SFC, Empfehlung 16)

    Darüber hinaus enthält der Code ein wichtiges Caveat an die Adresse der Stiftungsmitarbeiter*innen:

    • Je mehr und je enger Stiftungsvertreter in die Begleitung eines Projekts involviert sind, desto mehr macht sich die Stiftung das Projekt zu eigen und desto persönlicher gestaltet sich die Partnerschaft mit den Destinatären. Trotz enger Zusammenarbeit ist aber im Sinne der Rollentransparenz stets die professionelle Distanz zu wahren, um ,Betriebsblindheit‘ zu vermeiden.“ (SFC, Empfehlung 19)

    NB: Der „Swiss Foundation Code“ formuliert Good-Governance-Richtlinien für Stiftungen. Er spricht Empfehlungen, aber keine zwingenden Bestimmungen aus.


    Rechtliche Mindestanforderungen / Liechtenstein

    Auch für die Frage, auf welche Weise eine Stiftung die geförderten Organisationen unterstützen darf, gilt: Massgeblich sind die Stiftungsdokumente. Wenn diese - wie meist - hierzu keine besonderen Vorschriften enthalten, ist die Stiftung frei darin, ihre Partnerorganisationen auch auf nicht-monetäre Weise zu unterstützen.  


  • Ansprechpartner:innen

    Die folgenden Personen aus dem Autor:innen-Team stehen Ihnen gerne für Rückfragen und weitere Auskünfte zum Thema "wie können Stiftungen  mit mehr als Geld fördern" zur Verfügung, insbesondere zu den Beispielen der betreffenden Stiftungen:  

  • Webtalks #ImpulseStiften zum Thema "Fördern mit mehr als Geld"

    Im Webtalk #ImpulseStiften ging es am 30.11.2021 um das Thema „Partner stärken: Kernfinanzierung & Capacity Building“. Zwei Stiftungen stellen vor, wie sie diese Strategie in der Praxis umsetzen. Hören Sie gerne rein!


  • Literatur

    Die Ehrenamtsstiftung MV hat ein praxisnahes Handbuch entwickelt, das Vereine bei der Organisationsentwicklung unterstützt



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